Worksite in Charleston
Seit Anfang dieser Woche habe ich das große Glück einen Techniker meiner Firma auf eine Worksite in Charleston South Carolina begleiten zu dürfen.
Mehrere Tage haben wir ein Hotel gebucht und fahren jeden Morgen zu General Electric die hier in Kooperation mit der Clemson University Windkraftturbinen entwickelt. Aber nicht Irgendwelche, nein die Maschine an der wir arbeiten ist/wird die größte Turbine der Welt. Ihre Leistung beträgt 15 Megawatt – im Vergleich zu in Deutschland aktiven die bei „nur“ 2-5 Megawatt liegen ein gewaltiger Schritt.
(15.000.000 Watt… Als Beispiel: Ein 1 MW Wärmekraftwerk kann ca 1800 Dreipersonenhaushalte mit genügend Strom versorgen – Diese hier irgendwann einmal das 15-fache)
Mein Job besteht diese Woche im Testen von 35 Meter langen Zuleitungen. Jedes dieser Kabel hat einen Durchmesser von 150 mm, also ca den eines Armes. An diesen Kabeln wird eine Hochspannung von 1.000 – 15.000 Volt (Da ist ganz schön Power dahinter) angelegt und anschließend 15 Minuten der Ableitstrom gemessen, also der Strom der auf dem Weg „verloren“ geht (bzw. einen unerwünschten Strompfad fliesst oder fliessen würde – im schlechtesten Fall durch einen Menschen) . Dieser muss so gering wie möglich sein, so kann man zum Beispiel festellen ob das Kabel in einwandfreiem Zustand und nicht beschädigt ist.
Jonathan
Macon – another side of Georgia
Anfang der vorletzten Woche hat sich herausgestellt, dass unsere Gastfamilien beide am ersten Mai-Wochenende nicht zu Hause sein würden, deswegen planten wir ein gemeinsames Wochenende auf eigene Faust, um nicht alleine zu sein.
Der ursprüngliche Plan war dieser: Annikas Gastvater würde mich am Donnerstag nach Feierabend an der Marta-Station abholen. Ich sollte am Freitag mit nach Norcross zur Arbeit kommen, sodass ich auch Einblick in ein anderes Unternehmen hier in den Staaten bekomme. Das Wochenende würden wir dann bei Annika bzw. mir verbringen. Doch wie so oft wurde unsere Pläne von der Spontanität der Amerikaner durchkreuzt 😉
Der Geschäftspartner von Annikas Gastvater bot uns an, das Wochenende mit ihm und seiner Familie in Macon zu verbringen. Natürlich hatten wir weder eine Ahnung davon wo Macon ist oder auf was wir uns einlassen würden, aber warum denn nicht? Ein solches Angebot bekommt man mit Sicherheit nicht oft. No Risk – No Fun! (Dieses Motto begleitet uns wohl sehr oft hier auf unseren Abenteuern!! 😉 )
Als wir an diesem Tag etwas früher von der Arbeit nach Hause kamen, packten wir ganz fix unsere Taschen um unseren kleinen Road-Trip zu starten. Da stellte sich aber gleich das erste Problem heraus. Das Auto von Chris – dem Geschäftspartner – hatte einen Platten. Und so warteten wir bis er einen neuen Reifen aufgetrieben hat (was ihm dank seinem Verhandlungsgeschick auch nicht schwer fiel). Leider gerieten wir durch diese Verzögerung direkt in die Rush Hour – mit der hier in Atlanta wirklich nicht zu spaßen ist!
Doch langweilig war die Autofahrt auf keinen Fall! Chris erledigte in der Zeit diverse Telefonate und machte sich einen riesen Spaβ daraus, seine Freude und Geschäftspartner ein wenig zu ärgern, indem Annika sozusagen seine deutsche Sekretärin spielte und sie auf Deutsch begrüβte. Offensichtlich lieben die Amerikaner das… 😀 Doch für uns zwei war das nach dem fünften Telefonat (auf das übrigens noch einige folgten) dann doch eher etwas peinlich und so waren wir dann doch ziemlich froh als wir nach ca. zwei Stunden in unserer Wochenend-Unterkunft ankamen. Wir erkundeten kurz unsere neue Umgebung und brachen dann auch bald schon wieder auf. Zum Abendessen besuchten wir die Sports-Bar eines Country-Clubs. Die Erwartungen waren hoch, wurden aber leider etwas enttäuscht. Das Essen schmeckte zwar, triefte aber nur so von Fett. So etwas wird selbst in Amerika selten serviert und führte bei uns dazu, dass wir den Großteil des restlichen Abends mit grummelndem Bauch verbrachten. Mit erneut großen Hoffnungen starteten wir am nächsten Morgen in den Tag auf der Suche nach einem leckeren Frühstück. Dieses war aber scheinbar nicht vorhanden. Im gesamten Haus befand sich scheinbar sehr wenig Essbares, da diese Familie offensichtlich sehr selten zu Hause isst.
Das war dann letztendlich unsere einzige Chance das Knurren in unserem Bauch etwas zu mildern, auch wenn Müsli ohne Milch nicht ganz so den Vorstellungen eines guten Frühstücks entspricht… 😉 Als Chris uns schließlich mitteilte, dass wir bald zur Arbeit aufbrechen, um ein paar Grundstücke zu besichtigen, die er plante zu kaufen und anschließend auch ein Restaurant suchen würden, waren wir etwas beruhigt. Allerdings immer noch hungrig – und wie wir alle wissen, arbeitet es sich nicht sehr gut mit leerem Magen. Umso glücklicher waren wir über die lang ersehnte Mittagspause. Chris empfahl uns die ‚beste Hot-Dog Kette in der Gegend‘. Das Nu-Way Weiners. (Nein, wir haben Wiener nicht falsch geschrieben, das ist von den Inhabern so beabsichtigt 😉 ). Mit erneut großen Hoffnungen auf ein gutes Essen gaben wir unsere Bestellung auf. Da wir neugierig auf alles waren, das dort angeboten wurde, bestellten wir uns von fast allem etwas. Doch unsere (hohen) Erwartungen wurden leider wieder nicht erfüllt. Scheinbar haben die Leute 80 Meilen süd-östlich von Atlanta etwas andere Geschmacks-Nerven… 😉 Naja, hättet ihr Lust auf einen Hot Dog mit rot gefärbtem Würstchen?
Nach Feierabend ging es dann zum „15-Minuten-Speed-Shopping“. Wir baten Chris uns bei dem nahe gelegenen Shopping-Center abzusetzen um ein paar Sachen zu besorgen. Natürlich sagte er nicht nein, brachte uns dann aber zu einem Walmart, da dieser einfach alles im Sortiment hat. Dort angekommen hieß es dann allerdings „Ich bin dann in 15 Minuten wieder zurück“. Tja, das war wohl nicht das was wir erwartet hatten, denn dieser Walmart war echt riesig und unübersichtlich und wir hätten wohl locker ein paar Stunden dort verbringen können um uns alles anzusehen… Offensichtlich ist für Amerikaner das Einkaufen eine schnelle Angelegenheit 😉 Aber immerhin ergatterten wir in dieser Zeit etwas zum Frühstücken für die nächsten Tage!
Am Abend starteten wir dann den dritten Anlauf auf ein gutes amerikanisches Essen. Diesmal in einem Restaurant an einem nahegelegenen See. Um keinen Fehler bei der Bestellung zu machen, bestellte sich Annika das ihr empfohlene Gericht, während ich ein wenig mutiger war und mir ein Lachs-Gericht bestellte. Erstaunlicherweise hatten wir beide ein gute Wahl getroffen und wir genossen unsere riesigen Portionen, sodass für das Dessert fast kein Platz mehr blieb. Der Höhepunkt des Abends war allerdings eine Live-Band, die Country-Music spielte. Das machte den Abend schnell zu einem gemütlichen Beisammensein. Und gleichzeitig hatten wir aber auch die Chance, eine echte „Redneck-Party“ (wie es unsere Gastgeber genannt hatten) zu erleben.
Für unseren letzten Tag in der ungewohnten Umgebung waren eigentlich sehr viele schöne Unternehmungen geplant; leider wurde aber keine wirklich umgesetzt, da sich die Pläne bei den Amerikanern oft sehr schnell ändern. So gingen wir am Samstag mit Chis’ Frau zum Brunchen in den gleichen Country-Club, diesmal aber nicht in die Sports-Bar sondern in ein schickes Restaurant, wo wir dann leckere Pancakes genieβen durften. Anschlieβend begleiteten wir Leigh auf ihrer Fahrt in die Downtown von Macon. Dabei lernten wir eine amerikanische Kleinstadt wie aus den Filmen kennen. Leider auch auch eine nicht so schöne Seite der USA. Leigh, die als Rechtsanwältin in einem Art Jugendamt arbeitet, erklärte uns einige Hintergründe über das Leben in der Downtown, den verschiedenen Gangs und den Bandenkriegen, die es hier leider gibt. Für uns eine wirklich interessante aber auch schockierende Erfahrung, da es in Atlanta (und den anderen Städten) sicher auch so etwas gibt, wir das aber nie zu Gesicht bekommen. Umso erleichterter waren wir dann aber auch wieder als wir wieder in den „sichereren“ Vierteln waren.
Am Sonntagvormittag ging es dann zurück in nach Atlanta bzw. Alpharetta. Annika und ich verbrachten den restlichen Tag gemütlich auf der Terrasse bei strahlendem Sonnenschein und hatten so die Chance die ganzen neuen Eindrücke und Erfahrungen auf uns wirken zu lassen.
Annika & Barbara
Bilder: © by Annika Schnös
Halbzeit!
Kaum zu fassen, dass mittlerweile schon wieder die Hälfte der Zeit vorüber ist…
Hier ein kurzer Überblick über Veranstaltungen und Ereignisse der letzten Wochen:
Bereits vor 2 Wochen durften wir alle dank einer Einladung von John Lundeen ein bekanntes Highlight in der Nähe von Atlanta besuchen. Das STEEPLECHASE! Hierbei ist es üblich sich als Frau mit schicken Hüten und Sommerkleidern in Schale zu werfen, wogegen die Männer üblicherweise Khaki und Button-Down-Hemden tragen.
Dieses Event ist in der Gegend hier ein beliebtes Treffen für Klatsch & Tratsch aller Art. Da sich rund um die Strecke lokale Firmen mit ihren Zelten versammeln, wird das Pferderennen dabei auch eher zur Nebensache. Für Verpflegung & Spaß war durch ein „Southern-BBQ“ und diversen Wetten auf verschiedene Pferde bzw. Rennen ebenfalls gesorgt. Bei einem Wetteinsatz von 1$ pro Person blieb der große Gewinn zwar aus, aber durch das Mitfiebern war das Pferderennen gleich um einiges interessanter… 😉
Aber das war natürlich nicht der einzige Höhepunkt den wir bisher erleben durften…
Bereits eine Woche später standen erneut einige Veranstaltungen auf dem Programm.
Samstags nahmen sich einige von uns vor, das INMAN-PARK-FESTIVAL zu besuchen. Dieses ist kein gewöhnliches Festival wie wir es in Deutschland kennen, sondern eher eine Art Straßenfest. Organisiert wird das über das ganze Wochenende dauernde Festival jedes Jahr von der gesamten Nachbarschaft, was bei der Größe sicherlich keine einfache Aufgabe ist!
Unser Highlight an diesem Tag war die Inmanpark Parade. Diese ist unserem Fasching sehr ähnlich; nur die Tatsache, dass das Ganze auch noch als Werbung für eine anstehende Wahl genutzt wurde kam uns deutschen Zuschauern doch ziemlich schräg vor. Doch die Stimmung bei dieser Parade war wirklich einzigartig und die kreativen Verkleidungen und die Showeinlagen machten diesen Tag zu einem weiteren unvergesslichen Erlebnis.
Doch nicht nur das Inman-Park-Festival bleibt uns in Erinnerung.
Schon am nächsten Tag stand ein weiteres Event auf dem Programm, auf das wir schon gespannt waren: Eine THANK-YOU-PARTY auf dem Dach des O5-BUILDING in Buckhead (Stadtteil von Atlanta).
Da dieses Gebäude eine sehr große Bedeutung für Joachim und Petra Herz (den Gründern der Joachim Herz Stiftung und somit diejenigen, die uns unseren Aufenthalt in den Vereinigten Staaten ermöglichen) hat, wurde diese Location für unsere Party ausgesucht. Um die 50 Gäste aus den USA und Deutschland trafen sich hier, um Erfahrungen und Ideen rund um das Pilotprojekt AZUBIS IN DIE USA auszutauschen. Unter den Gästen befanden sich auch John Lundeen, Teresa Pastore und Nadine Schubert, die sich direkt vor Ort sehr für dieses Projekt engagiert haben. An dieser Stelle noch einmal ein großes Dankeschön an alle, die sich an diesem Projekt beteiligt haben und uns dieses Abenteuer ermöglichen!
Damit war das Wochenende zwar zu Ende, doch wir gönnten uns keine Pause von all diesen Erlebnissen. Am nächsten Tag stand um 8 Uhr morgens ein Trip zum VW WERK CHATTANOOGA an, der sich dann aber etwas verzögert hat, da unser Fahrer Herr Dr. Schmidt sich erst mit seinem neuen Gefährt für diesen Tag vertraut machen musste 😉 Um 9 Uhr ging es dann schließlich los mit unserem 2-stündigen Trip in einen weiteren amerikanischen Bundesstaat: Tennessee!
Dort angekommen waren wir alle erst einmal überwältigt von der Größe dieses Werksgeländes.
Bei einer 90 minütigen Führung durch die Firma konnten wir alle hautnah erleben wie die Fertigung des einzigen Autos, das hier produziert wird, vor sich geht. Dem VW Passat.
Anschließend trafen wir einige Auszubildende von Volkswagen um Infos und Eindrücke über die jeweiligen Ausbildungs-Systeme der beiden Länder auszutauschen. Was aus unserer Sicht sehr interessant ist: Amerikanische Azubis bei Volkswagens Arbeiten jeweils 4 Monate im Werk und 4 Monate besuchen sie eine Art College (direkt im Werk) im Wechsel, bekommen aber trotz alledem nur Lohn während sie in der Produktion mitarbeiten. Um sich überhaupt für diese Art der Beschäftigung zu bewerben muss man hier allerdings mindestens 18 Jahre alt sein. Auffällig ist zudem, dass die Bewerber oft deutlich älter sind, da die meisten bereits einige Zeit am College hinter sich oder sogar einen Abschluss dort erworben haben. Was aber auch erstaunlich ist, da man dadurch erkennen kann, wie sehr sich die Amerikaner für das für uns gewöhnliche deutsche System begeistern!
Und hier zum Abschluss dieser Zusammenfassung: Der außergewöhnlichste Pizzakarton, den wir bislang entdeckt haben 😀
Kein Wunder, dass man hier überall von Digitalisierung spricht! 😉
Auf die nächsten vier Wochen,
Barbara & Annika!
The American work life
Neben den unzähligen Möglickeiten seine Freizeit in Atlanta zu verbringen steht natürlich auch etwas anderes auf dem Programm: Das amerikanische Arbeitsleben.
Schon zu Beginn unseres Abenteuers wurden wir damit hart konfrontiert: So musste ich eine 36 gegen eine 40 Stunden Woche eintauschen. Hier in den Staaten wird im Schnitt viel länger gearbeitet als in Deutschland. Ich möchte nicht unbedingt sagen effektiver, jedoch länger.
Ich persönlich arbeite im Moment bei Hofmann Services, dem Personaldienstleister aus Nürnberg. Es werden von Zeitarbeit, Personalvermittlung bis zum On-Site-Management verschiedene Dienstleistungen angeboten. Dadurch bekomme ich Einblicke in den Bewerbungsprozess, Personalauswahl, Kundenbeschaffung , Kundenbetreuung u.v.m.
Des Weiteren lerne ich viel Neues über das U.S. Employment law und U.S. Staffing regulations, mit denen man hier eigentlich täglich in Berührung kommt. Deshalb musste ich mich auch gleich anfangs damit auseinandersetzen, um mich damit vertraut zu machen und für bestimmte Situationen sensibel zu werden.
So sehen beispielsweise die Bewerbungen in den USA ziemlich anders aus. Persönliche Informationen wie Geburtsdatum, Abstammung, Geschlecht, Familienstand usw. dürfen nicht in der Bewerbung auftauchen. Ebenso unüblich ist es, ein Bewerbungsfoto beizulegen. Grund dafür: Man reagiert hier sehr sensibel auf Diskriminierung und der potentielle Arbeitnehmer soll nur aufgrund seiner vorweisbaren Qualifikationen eingestellt werden. Man muss somit bei sämtlichen Fragen an den Bewerber sehr vorsichtig sein. Glücklicherweise habe ich dafür von meinem Supervisor eine kleine Hilfe bekommen: Slide Ruler of Legal and Illegal Pre-Employment Questions. Damit kann man leicht herausfinden, welche Fragen gesetzlich erlaubt und welche eben nicht erlaubt und diskriminierend sind. Denn wie ich erfahren habe ist dieses Gesetz auch schon einigen namhaften Firmen zum Verhängnis geworden: Eine Anklage wegen Diskriminierung ist in den USA nicht gerade preiswert. Es gibt hier nämlich keinen festgelegten Strafrahmen, weshalb der ein oder andere Wirtschaftsriese bereits sechsstellige und höhere Beträge zahlen musste.
Mit diesem Hintergrundwissen habe ich mich dann (mit zugegebenermaßen reichlich Respekt) an mein erstes Projekt herangetraut: Ich sollte geeignete Bewerber für einen unserer Kunden aussuchen. Dies begann damit, dass ich eine Stellenanzeige auf einer Jobbörse posten musste. Auf diese haben sich dann auch reichlich Kandidaten gemeldet und ich sollte anhand der Anforderungen des Kunden geeignete Bewerber auswählen. Nachdem ich ein paar herausgesucht hatte, musste ich diese natürlich auch kontaktieren. Dies war anfangs die größte Hürde für mich. Auf Englisch telefonieren? Das kannte ich bisher nur als Listening Comprehension aus der Schule und da konnte man die Lücke einfach frei lassen, wenn man etwas mal nicht verstanden hatte – bei einem Telefongespräch ist dies undenkbar. Aber ich kam ja nicht drumherum. Also rief ich ziemlich nervös bei der dem ersten Bewerber an, erklärte meine Situation, bat darum Verständnis zu haben und langsam zu sprechen. Und siehe da! Schneller vorbei als gedacht und halb so schlimm als erwartet. Ganz im Gegenteil: Wir konnten uns sogar ganz gut unterhalten. Ehrlichkeit und Offenheit hilft eben immer weiter.
Und nach der Arbeit kommt das Vergnügen bzw. in diesem Fall erstmal der Lohn. Was mich dabei ziemlich überrascht hat: Die meisten Arbeitnehmer bekommen ihren Lohn nicht etwa monatlich auf ein Bankkonto überwiesen, sondern wöchentlich per „Paycheck“ (also per Scheck) ausbezahlt. Dies liegt zum einen daran, dass einige nicht einmal ein Bankkonto besitzen. Zum anderen sind viele auf die Auszahlung in regelmäßigen, kurzen Abständen angewiesen, da einige nur schlecht mit ihrem Geld wirtschaften können. Eine andere Möglichkeit der Bezahlung: Die Kreditkarte des Arbeitnehmers wird mit seinem Gehalt aufgeladen, sodass dieser dann wieder munter Geld ausgeben kann. Denn hier in den USA wird alles und überall mit Kreditkarte bezahlt, selbst Kleinstbeträge.
Doch auch der Urlaubsanspruch ist hier komplett anders geregelt: So ist das erste Berufsjahr in den USA fast immer ohne Urlaubsanspruch; danach werden dem durchschnittlichen Arbeitnehmer gerade einmal 12 Urlaubstage gewährt. Bei längerer Firmenzugehörigkeit (wir sprechen hier von ca. 20 Jahren) kann man es günstigstenenfalls auf vier Wochen bezahlten Urlaub bringen. Für mich persönlich unvorstellbar, doch trotzdem wird hier nicht gejammert. Man kennt es nicht anders und wer sich etwas gönnen möchte, muss es sich eben verdienen. So die Mentalität hier.
Auch die Feiertage in den USA sind bei weitem nicht so viele wie in Deutschland. Nur sehr wenige wie z.B. der Unabhängigkeitstag am 04. Juli sind staatliche Feiertage, an denen nicht gearbeitet wird. Zwar schließen einige Firmen an bestimmten Tagen wie dem „Good Friday“ (Karfreitag), aber dies geschieht auf freiwilliger Basis. Auch sind die Feiertage hier nicht wie in Deutschland kirchlich, sondern erinnern vielmehr an Ereignisse der nationalen Geschichte.
Eine weitere Sache, die ich nicht kannte und erst lernen musste: At-Will-Employment. Dies bedeutet, dass ein Arbeitnehmer jederzeit und ohne Grund gekündigt werden kann. Im Umkehrschluss heißt dies aber auch, dass ein Arbeitnehmer ohne Grund sofort kündigen kann bzw. nicht einmal eine Kündigung schreiben muss, sondern man erscheint einfach nicht mehr.
Ebenfalls Krankentage sind meist nicht bezahlt. Bleibt man also zuhause, bleibt auch die Bezahlung aus. Außerdem sind ärztliche Behandlungen hier sehr teuer, weshalb man sowieso vermeidet zu einem Doktor oder in ein Krankenhaus zu gehen.
Der Umgang unter den Mitarbeitern erscheint mir hier um einiges lockerer als in Deutschland. Da man im Englischen nicht zwischen „Du“ und „Sie“ unterscheidet, kann man sehr viel offener mit seinen Kollegen und vor allem der Geschäftsleitung umgehen. Dies ist nur einer der Gründe, warum ich mich hier in Atlanta und speziell in meiner Gastfirma sehr wohl fühle.
Doch leider geht für mich persönlich das Abenteuer in den USA langsam aber sicher dem Ende zu, denn ich werde am 01. Mai meine Heimreise antreten. Gerade deshalb werde ich meine letzten Stunden im Peach State umso mehr genießen!
Metropolitan Atlanta Rapid Transit Authority
Marta: Die einzige Möglichkeit in Atlanta ohne Auto von A nach B zu kommen. Anders als in den meisten Städten, ist der öffentliche Nahverkehr in Atlanta in privater Hand und wird nicht vom Staat organisiert. Das hat zufolge, dass man für eine Monatskarte saftige 95$ über den Tresen wandern lassen muss. Wirklich gut hat man das Geld allerdings nicht investiert – man darf hier nicht den deutschen Standard erwarten.
Sprich:
- Für die gesamte Region Atlanta gibt es nur 4 Linien, die auf Gleisen fahren. Jeweils 2 davon in dieselben Richtungen.
- Die Züge kommen im Schnitt im 10-Minuten-Takt.
- Die Linien sind in einem Kreuz angeordnet und decken so nur eine Nord-Süd- und eine Ost-West-Strecke ab. Wer nicht an diesen Linien lebt ist auf den Bus angewiesen.
- Busse kommen nie laut Plan.
- Mit wenig Pech braucht man für eine 15 Minuten Auto-Strecke geschlagene 45 Minuten, wenn nicht länger.
Das ist ein Grund, warum jeder, der ein Auto hat, auch damit fährt. Demnach sind die Marta-Fahrer (bis auf ein paar Leute, die mit Gepäck zum Flughafen fahren) häufig aus unteren Einkommensschichten. Da in den Staaten die unteren Schichten immer noch zum Großteil aus Dunkelhäutigen besteht, ist man schnell mal der einzige Weiße im ganzen Abteil – für mich eine ganz neue und ungewohnte Erfahrung, selbst einmal in der Minderheit zu sein.
Wie in jeder Großstadt, sieht man eine Menge „schräger Vögel in der Marta“. Manchmal würde ich gerne ein Foto machen, möchte aber niemandem zu nahe treten. Ich versuche euch trotzdem meine besten Entdeckungen etwas näher zu bringen:
- Mister Biceps: Wenn ich Frühschicht habe, stehe ich um halb 7 am Knotenpunkt „Five Points“ am Gleis und warte auf den Zug nach „Indian Creek“. Jedes Mal treffe ich dort die exakt selben Menschen an den exakt selben Positionen. Nach der Mexikanerin im Krankenschwester-Gewand kommt der korpulente schwarze Polizist mit dicker Hornbrille, der mich irgendwie an einen Schauspieler erinnert. Und dann kommt Mister Bizeps. Dieser junge Herr lässt jeden Tag sein Morning-Work-out direkt vor den Gleisen stattfinden. Mit Kopfhörern in den Ohren und leicht tänzelnd läuft er auf und ab und stemmt währenddessen seinen Rucksack als Hantelersatz in die Höhe. Er macht das lange und er macht das oft. Anscheinend hört er immer dasselbe Lied zu derselben Zeit, denn seine Tanzbewegungen haben immer dasselbe Muster und er ist auch meist zur selben Zeit fertig. Dann lässt er den Rucksack fallen und präsentiert eine kleine Tanzeinlage indem er seine Faust rhythmisch Richtung Decke schlägt, so tut, als ob er sich mit den Händen Schmutz von den Schultern fegt und seine Hüften von links nach rechts schwingt.
- The Bunny King: Dieser Selbstgespräche führende Mann hebt sich durch sein extravagantes Outfit ab. Über seinen Jogginganzug trägt er einen samtenen roten Mantel mit weißem Saum. Auf seinen Kopf die Krone, welche genauso wie der Saum mit unzähligen, bunten Plastik-Diamanten besetzt ist. Zwischen den Zacken der Krone stoßen zwei weiße Hasenohren hervor.
Es gibt noch viele weitere merkwürdige Persönlichkeiten. Bettelnde Obdachlose gehören zur Tagesordnung. Interessant fand ich eine Gruppe sehr junger Mädchen, welche mit um den Bauch geschnallten Rucksack, Süßigkeiten daraus verkauften. Das alles angeblich im Namen der Kirche.
Ebenfalls überraschend ist die Werbung in der Marta: Neben unzähligen Anzeigen von dubiosen Privatbanken und Anwälten findet man auch viele Angebote zu medizinischen Studien für Menschen mit Drogensucht, Traumas und psychischen Krankheiten.
Hier habe ich in einer weniger besuchten Bahn zwei Werbungen photographieren können:
Andere Länder – Andere Küchenutensilien
Anlässlich Ostern versuchten wir unser Glück in der Küche beim Kuchen backen.
Als wir dann das Rezeptbuch aufschlugen war die Überraschung groß, dass anscheinend kaum etwas abgewogen wird, so wie wir das in Deutschland kennen, sondern hauptsächlich in
Cups, TBS (Tablespoon = Esslöffel), tsp (teaspoon = Teelöffel)
und
Oz (Ounce = Unze; für Flüssigkeiten) gemessen wird.
Kein Meisterwerk… aber mit Liebe gemacht! 😀
Habe übrigens noch NIE so einen süßen Kuchen gegessen!
Die komplette Oberfläche wird hier üblicherweise ziemlich dick mit dem sog. „frosting“ überzogen…und das besteht im Normalfall aus Puderzucker, Butter/Margarine und evtl. Lebensmittelfarbe!
… wers mag 😉
Lake Rabun – Ein unvergesslicher Trip
Dass Amerikaner sehr freundlich und zuvorkommend sind haben wir hier ja schon lange gemerkt. Trotzdem staunten wir nicht schlecht, als Barbaras Gasteltern sie zu einem Wochenende in ihrem Haus am Lake Rabun, einluden und zu ihr sagten, sie dürfe auch noch gerne jemandem von uns mitbringen. So ein Angebot kann man natürlich nur dankend annehmen!
Wir trafen uns also am Freitag gegen Abend an der Marta Station, luden unser Gepäck ins Auto und dann ging es los. Raus aus der Stadt, ab ins Grüne.
Nach circa 1,5 Stunden Fahrt waren wir dann da. Wir hielten vor einem Ferienhaus im typisch amerikanischen Stil direkt am See mit zugehörigem Bootshaus. Zum Auspacken blieb da natürlich keine Zeit. Nur schnell das Gepäck ins Haus gestellt und schon ging es auf Entdeckungstour.
Abendessen gab es dann in einer Pizzeria im nahegelegenen Dörfchen. Die „kleine“ Pizza hier war um die 14 Inch groß (ca. 35 cm Durchmesser) und kostete dabei nur ca. 15 $!
Nach dem Essen haben wir es uns dann im Bootshaus von John gemütlich gemacht und den klaren Sternenhimmel betrachtet, bevor wir, überwältigt von den neuen Eindrücken, todmüde in unsere Betten gefallen sind.
Am nächsten Morgen klingelte natürlich früh gleich der Wecker, damit wir den Tag optimal ausnutzen konnten. Nach dem Frühstück unternahmen wir eine ausgedehnte Kajaktour. Dass man mit diesen Dingern ziemlich leicht umkippen kann, durfte Sandra schon nach ca. 30 Minuten am eigenen Leib erfahren. Bei angenehmen 28 Grad Außentemperatur ist ein solch überraschender Ausflug ins kalte Nass aber dann doch kein allzu großer Weltuntergang 🙂
Wieder am Steg angekommen, beschlossen wir, uns erstmal auszuruhen. Da kamen uns die Sonnenliegen gerade recht.
Kurz bevor wir in der Sonne einschliefen (was aufgrund der doch relativ starken UV-Strahlung sicherlich nicht so gut gewesen wäre), überkam uns dann doch der Hunger und so flohen wir gerade rechtzeitig aus der Mittagshitze und verhinderten so einen schmerzhaften Sonnenbrand. Doch natürlich hielten wir es bei diesem schönen Wetter nicht lange drinnen aus und freuten uns umso mehr als uns Barbaras Gastvater fragte, ob wir Lust auf eine Bootstour hätten. Was für eine Frage! Wer sagt bei so einem Angebot schon nein!
Wir rasten also mit Johns Motorboot um den ganzen See und betrachteten erstaunt und begeistert die überdimensional großen und prachtvollen Villen überall. Eins steht auf jeden Fall fest: wer hier ein Haus besitzt, hat Geld (oder einfach richtig viel Glück gehabt)!
Viel zu schnell gingen die zwei Tage an diesem einzigartigen Ort zu Ende und da am Sonntag ja der Ausflug in den Stone Mountain Park geplant war, ging es schließlich am Samstagabend schon wieder zurück nach Hause.
Auf dem Heimweg hielten wir noch bei Mickey Piggs BBQ Restaurant und gönnten uns ein typisch amerikanisches Barbecue, bevor wir wieder in der Großstadt ankamen.
Alles in allem erwies sich unser Ausflug zum Lake Rabun als ein superschöner Wochenendtrip, den wir mit Sicherheit nicht so schnell vergessen werden.
Bis bald,
Sandra und Barbara
Bergsteigen in den Smokey Mountains
Letzten Freitag fragte mich Philipp was ich für das Wochenende geplant hätte. Bergsteigen in den Smokeys. Mt LeConte, bemessen am Umland und den Höhenmetern, welche bewältigt werden müssen, der höchste Berg der Ost-USA.
2020m gegenüber dem auf 394m liegenden Umland. 11 Meilen Gesamt-Weg (18 km), der steilste aber lohnendste Aufstieg.
Was mir selbst für meine Verhältnisse SEHR spontan erst am Vortag in den Sinn kam, toppte er noch mit der Entschlossenheit ebenfalls mitzukommen – 4 Stunden vor Abfahrt.
Also ging es vorher noch kurz in den Campingausstatter um sich für die Nacht Matratze und Schlafsack zu besorgen. Wegen eines Staues kamen wir so leider erst um 11 Uhr Nachts in Cherokee (North Carolina) an, schlugen unser Lager auf und schliefen bis 6 Uhr des nächsten Tages.
Der Berg selbst liegt bereits in Tennessee, das waren am morgen aber nur noch 10 Meilen Fahrt. Es sollte sich sehr lohnen bereits am Vortag angereist zu sein…

Manche Teile des Weges führten durch Tiefes Rhododendron-Gebüsch…
(So entspannt ging es nur am Anfang zu..)

Der Aufstieg sollte laut Schild „für sportliche Wanderer etwa 4 Stunden“ dauern.

Nach 2 1/2 hatten wir den Gipfel + die atemberaubende Aussicht in alle Richtungen, für eine Stunde Pause komplett für uns alleine.

Der Rückweg dauerte übrigens nur 2 Stunden 😉
Waren wir auf dem Hinweg noch komplett alleine Unterwegs, so begegneten uns beim Abstieg alle 2 Minuten eine Gruppe Wanderer auf dem Weg zum Gipfel.
Früh Aufstehen lohnt sich.

Ach ja.. hier das obligatorische Squirrel, ich liebe die Dinger. Hier ist kaum ein Grünfleck zu finden ohne Sie.
(c) Jonathan Keller
Stone Mountain Park
Bereits unser zweites Wochenende in Atlanta ist nun schon wieder vorbei. Kaum zu glauben!
Doch auch diesmal war wieder so einiges geboten: Unser gemeinsamer Ausflug in den berühmten Stone Mountain Park.
Schon um 8 Uhr morgens wurden die ersten Azubis (darunter leider auch schon ich) vom Shuttle abgeholt. Scott, unser Fahrer, sammelte nach und nach alle von ihren Unterkünften ein. Was aber dann doch ziemlich aufregend war, da man dadurch auch einmal sehen konnte, wo und wie die anderen denn hier so leben. Da wir nämlich alle in & um Atlanta verteilt sind, ist es gar nicht so einfach sich gegenseitig kurz einen Besuch abzustatten.
Um 10 Uhr trafen wir dann schließlich alle im Park ein. Die Organisatorin Irene von der GCIV (= Georgia Council for International Visitors) erklärte uns kurz den Tagesablauf, bevor wir uns auf den Weg nach oben begeben durften. Einige bevorzugten dabei den bequemen Skyride, eine Seilbahn, andere dagegen nahmen gleich den Walk-up-Trail.
Oben angekommen bot sich uns eine wunderbare Aussicht auf Atlantas Skyline. An sehr klaren Tagen reicht die Sicht sogar bis zu den Appalachen.
Anschließend traten wir dann wieder den Weg nach unten an: Diesmal wanderten wir alle. Dieser Weg ist nicht ganz ohne und hat uns nicht nur angesichts der steigenden Temperatur ganz schön ins Schwitzen gebracht.
Ziemlich erschöpft unten angekommen, wurden wir aber schließlich doch noch belohnt: Mit einem typischen Southern Barbecue. Wer aber bei einem Barbecue an das typische „grillen“ denkt liegt hier im Süden leider daneben. Hier bedeutet BBQ: Fleisch wird in einer Grube oder einem bestimmten Ofen bei mäßiger Temperatur langsam gegart. Typisch dazu gibt es Weißbrot, Baked Beans und verschiedene Saucen. Und damit das Ganze noch komplett wird, gab es dazu noch Sweet Ice Tea (mehr oder weniger gesüßter schwarzer Tee).
Nachdem wir uns wieder gestärkt hatten, bekamen wir die Möglichkeit den Park alleine zu erkunden. Auf Empfehlung von Irene gingen wir dann zielstrebig auf das 4D Kino zu. Dort durften wir einen Trailer zum Film „The Journey 2“ ansehen. Da dieser viel auf einer Insel bzw. im Wasser spielt, haben wir uns mitten im Geschehen gefühlt angesichts der vielen Wasser-Effekte, die wir abgekommen haben. Erfrischt gingen wir also zur nächsten Attraktion: Einer Glaserei. Hier konnte man live zusehen, wie ein Profi verschiedene Sachen wie Vasen oder Figuren aus Glas herstellte. Schließlich stiegen wir dann noch in die Scenic-Railroad aus den 1940er Jahren, in der wir in 5 Meilen den Mountain umrundeten. Dies war dann auch die letzte Attraktion für die meisten an diesem Tag, da der Treffpunkt zur Abfahrt für 4 Uhr vereinbart war.
Da ich jedoch glücklicherweise mit den Gasteltern von Ben, Anita & Brandon, länger bleiben konnte, besuchten wir noch den Kletterpark „SkyHike“, denn mit unserer Eintrittskarte durften wir alle Attraktionen an diesem Tag kostenlos benutzen. Auf 3 verschiedenen Level (und Höhen!) konnte man sich an den Hindernissen versuchen. Von 3,7 m bis 12,2 m war alles dabei.
Um den gelungenen Tag noch gemütlich ausklingen zu lassen, haben wir uns für ein ganz besonderes Restaurant entschieden: Das Vortex in Little Five Points.
Dies sieht schon von außen sehr spektakulär und speziell aus, soll jedoch eines der besten Burger-Restaurants der Stadt sein (was ich persönlich auch nur bestätigen kann!).
Und schließlich endete ein wieder wahnsinnig aufregendes Wochenende für uns. Kaum zu glauben!
Der einzige Haken an diesem Tag?! – Der Sonnebrand, der einige von uns schon wieder böse erwischt hat. Aber davon kann man im Moment in Deutschland laut des Wetterberichts ja nur träumen und angesichts dessen lässt sich dies auch schon viel besser ertragen 😉
BYE BYE
Sarah
‚Inside CNN‘ Tour
Das erste Wochenende
Ich dachte mir, anstatt vieler Worte lasse ich lieber ein paar Bilder vom ersten Wochenende in Atlanta sprechen.
Am Samstag stand eine Fahrradtour durch Atlanta auf dem Plan, was sich zunächst aufgrund der Verkehrssituation keiner wirklich Vorstellen konnte, sich aber als durchaus lohnenswerter Kurztrip erwies.
Danach gingen einige von uns noch in den Piedmont Park um den Abend entspannt ausklingen zu lassen.
Am Sonntag besuchten wir das CNN Center und die World of Coca Cola, beides Weltbekannte Statussymbole der Stadt.
„Na wie ist es in Atlanta?“
Dies ist die wohl am meisten gestellte Frage der letzten Tage. Doch was antworten? Wie kann man die zahlreichen Eindrücke so kurz vermitteln? Wo fängt man an und wo hört man auf?
Die erste Erfahrung, die mir spontan einfällt, hat mit meinem Supervisor Emily zu tun. Sie schrieb mir per SMS, dass sie an der Marta Station auf mich in einem weißen Hyundai SUV warte. Naiv wie ich war dachte ich „Na klar, kein Problem, fällt ja auf“. Haha! In dieser Tiefgarage waren auf einer Etage ja schon gefühlt 20! Also merke: Beinahe jedes Auto hier ist ein SUV, alles ist einfach riesig!
Was uns auch wohl allen zu Beginn aufgefallen ist, war die unglaubliche Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft der Menschen hier (Sonst wären wir wohl erst Stunden später im Appartment angekommen bzw. hätten erst gar nicht mal die Marta gefunden). Für uns Deutsche auch ziemlich ungewohnt an jeder Ecke gefragt zu werden wie denn der Tag war oder wie es einem geht. Aber man will ja auch nicht unhöflich sein, also plappert man einfach mit drauf los: sei es über das Wetter, Essen, Herkunft.
Die Tatsache, dass Atlanta oft als ein ‚melting pot‘ beschrieben wird können unsere Erfahrungen bisher wahrscheinlich ziemlich gut bestätigen: Kaum jemand, der hier geboren wurde und immer noch hier lebt. Gerade heute morgen habe ich mich mit dem Fahrer meines Shuttle Busses aus einer Mischung Englisch, Deutsch und Französisch unterhalten. Ziemlich amüsant!
Doch selbst bei den scheinbar einfachsten Dingen des Alltags gibt es Unterschiede: Angefangen bei den Steckdosen, die bei genauer Betrachtung aussehen wie ein kleiner Smiley 😉 (und auch eine schwächere Leistung bringen!). Über die Dusche, die einigen am ersten Tag so ihre Schwierigkeiten bereitete. („Wie bekomm ich das Ding an und dazu noch warmes Wasser?“). Dann die Betten, die wesentlich höher sind also die deutschen ‚Futonbetten‘. Da hatte der ein oder andere schon Angst nachts mal den Abflug zu machen.
Doch raus aus dem Appartment, gehts natürlich weiter- im Restaurant. (Essen kann man schließlich immer): Jedes Getränk gibts es mit einer netten „kleinen“ Menge an Eis. Auch die Air-Conditioner laufen scheinbar nonstop. Und ganz wichtig: alles ist „to-go“: Selbst die Getränke, welche man nicht mehr geschafft hat, kann man sich mitnehmen.
Schließlich alle Hürden gemeistert und in der Arbeit angekommen (nach einer schönen Fahrt durch die tägliche Rush Hour, bei 7 Spuren und Rechts-Überholern natürlich gar kein Problem): Die Tastatur hier ist ein wenig anders, was die Schnelligkeit beim Schreiben erheblich mindert. Aber Übung macht ja bekanntlich den Meister. Auch der Dress-Code ist hier ein wenig feiner als in der Heimat. Da kam uns der Casual-Friday gerade recht.
Und da wir diesen eben auch erfolgreich hinter uns gebracht haben freuen wir uns wohl alle auf das erste Wochenende hier. Wie Barbara bereits beschrieben hat, es wird bestimmt spannend- mit zahlreichen, interessanten neuen Eindrücken!
Freu mich drauf, bis morgen!
Sarah
Fast hätt ichs vergessen: Eins ist dann doch noch wie Zuhause. Bayern Fans gibts dann wohl doch überall 😀
Weekend is coming!
Nach dem alle von uns die ersten beiden Arbeitstage in unseren amerikanischen Firmen sicherlich gut gemeistert haben, steht nun unser erstes Wochenende in Atlanta an!
Natürlich ist einiges geplant. Morgen werden wir eine „bicycle-tour“ durch Atlanta machen und am Sonntag steht voraussichtlich der Besuch des CNN-Centers und auch noch eventuell der Besuch der „World of Coca-Cola“ und des Aquariums an. Bei unserer Erkundungstour am Samstag werden wir hoffentlich einiges von Atlanta sehen. Aber wenn ich ehrlich bin kann ich mir Radfahren in der City noch gar nicht so richtig vorstellen. Denn die U. S. sind ja nicht gerade als Fahrrad-Nation bekannt und man wird schon ein wenig schräg angeschaut, wenn man mal mehr als 500 Meter zu Fuß bewältigt ;). Da bleibt nur zu hoffen, dass die amerikanischen Autofahrer ein bisschen Rücksicht auf uns Fahrrad-Touris nehmen. Aber ich denke „zu Rad“ werden wir die Möglichkeit haben, Dinge zu sehen, die sonst eher im „Verborgenen“ bleiben wenn man mit dem Auto oder der „Marta“ (S-Bahn und Busverbindungssystem in Atlanta) unterwegs ist.
Also „German Guys“: Starten wir unser erstes Wochenende gleich nach dem Motto: NO RISK – NO FUN!
Barbara
Der erste Arbeitstag
Heute war unser erster Arbeitstag in den Gastunternehmen.
Da ich in Deutschland eine Ausbildung zur Schreinerin mache, darf ich hier in Atlanta bei American BOA Inc. arbeiten und an der Produktion der Kisten für den Versand teilnehmen.
Ich war suuuuper aufgeregt, da ich überhaupt keine Vorstellung davon hatte, wie meine neuen Kollegen auf mich reagieren würden.
Werden die mich mögen? Klappt das denn mit meinem Schulenglisch? Was ist mit den ganzen Fachwörten, brauche ich die? Und wie funktioniert das mit den Inches und Feet?
Nunja am Ende stellte sich heraus, ich habe mir vieeeeel zu viele Sorgen gemacht!
Als ich in der Früh dort ankam, wurde ich ganz herzlich begrüßt und direkt jedem vorgestellt. Im Gegensatz zu Deutschland ist es hier üblich jeden, auch den Chef, mit dem Vornamen anzusprechen. Alle waren begeistert, dass ich 2 Monate mit ihnen verbringen werde und zeigten mir direkt ihre Firma und erklärten mir die unterschiedlichen Maschinen.
Ich wurde auch direkt in den Arbeitsablauf integriert und durfte sofort beim Verpacken der Rohre mit anpacken und helfen die Kisten zusammenzubauen. Auch eine Einladung zum Lagerfeuer gab es direkt am ersten Tag! 😀
An sich war der Tag heute sehr locker und man nam sich oft die Zeit kurz miteinander zu reden und ein paar Witze zu machen.
Meine Kollegen sind sehr an meinem Leben und der Arbeit in Deutschland interessiert und stellen haufenweise Fragen.
Wenn mal das ein oder andere Wort fehlt, ist das überhaupt kein Problem: ich versuche es einfach zu umschreiben oder frage direkt, wie zum Beispiel irgendein Gegenstand auf Englisch heißt – meistens funktioniert das dann einwandfrei!
Das Einzige, was teilweise richtig richtig viel Konzentration und Aufmerksamkeit erfordert hat, ist der Akzent. Einige meiner Kollegen haben einen enormen Südstaaten-Akzent, der es mir teilweise fast unmöglich macht zu verstehen was gesagt wird. Aber auch hier hilft Offenheit ganz viel: ich frage wieder nach! Wenn man erklärt was sein Anliegen ist, dann wird einem ganz sicher geholfen! Jeder nimmt sich die Zeit um dir Dinge öfter zu erklären und vorallem auch langsamer zu sprechen. Überhaupt kein Problem hier!
Sogar meine Gastmutter meinte, dass sie oft Proleme hat zu verstehen, was so ein „eingefleischter Süd-Staatler“ sagt.
Trotzdem denke ich, ich werde mich daran gewöhnen.
Genauso an die Inches und Feet. Mir wurde gefühlte 1 Mio mal erklärt, was genau jeder einzelne Strich auf dem Maßband bedeutet, bis ich das dann drin hatte. Seeeehr verwirrend! Ich werde auf jeden Fall anregen das metrische System auszuprobieren… 😉
Liebe Grüße und bis bald,
Jasmin
FREE REFILL
Am ersten richtigen Tag in Atlanta hatten wir ein Treffen in der Deutsch-Amerikanischen Handelskammer, welche bei der Organisation des Azubis in die USA Projektes beteiligt war. Es war ziemlich aufschlussreich und es waren viele Informationen. Da ich bei meinen amerikanischen Arbeitgeber einen kleinen Lohn bekommen werde, musste ich mich hier ausführlich mit dem amerikanischen Steuersystem auseinander setzen. Ich werde mir in der nächsten Woche meine Social Security Number beantragen. Und dann muss ich tatsächlich meine Einkommenssteuererklärung machen! Das wird bestimmt ein großer Spaß. Ich kann es kaum erwarten.
Mittags waren wir in einem netten Restaurant zum Essen eingeladen: JCT Kitchen & Bar. Zuerst bekam jeder ein Glas Leitungswasser mit Eis. Das es Leitungswasser war, erkannte ich sofort daran, dass es wie im Schwimmbad roch – Amerikaner klären ihr Wasser mit viel Chlor. Wer nicht beim Chlor-Wasser bleiben wollte, konnte sich natürlich auch etwas anderes bestellen. Also Softdrinks. Bier und Wein darf man ja hier erst ab 21 trinken. Aber Cola schmeckt nicht nach Schwimmbad und außerdem ist das in Atlanta ja das Getränk #1, da ja die Coca-Cola Company hier ihren Firmensitz hat. Also bekommt man eine Cola mit Eis hingestellt und separat einen eingepackten Strohhalm. Kaum hat man ein paar Schlucke getrunken und sich ein Essen ausgesucht kommt allerdings die Bedienung und stellt einen kommentarlos ein zweites, volles Glas mit Cola hin! Ich habe mir erklären lassen, dass man in Restaurants immer nur einmal für seinen Softdrink zahlt und er dann immer nachgefüllt wird. Wenn einem die erste Cola schon zu warm oder abgestanden geworden ist, wechselt man einfach das Glas und signalisiert das mit dem Strohhalm. Die Bedienung bringt dann das Glas (auch wenn es noch so gut wie voll ist!) weg.
WELCOME TO AMERICA!
Nach einer kurzen Nacht in einem Münchner Hotel ging es zum Flughafen. Beim Einchecken gab es dann die ersten Sicherheitsfragen: „Haben Sie ihren Koffer selber gepackt? Haben Sie Geschenke dabei? Lebensmittel?“ Wir waren auf jeden Fall alle auf der sicheren Seite und durften unsere Boardkarten abholen. Der Flug dauerte ca. 10 Stunden. Besonderheit hier: Es gab keine Flugbegleiterin unter geschätzten 50 Jahren! Außerdem hat man auch gleich anhand der viel größeren Trinkbecher im Flugzeug gemerkt, dass es mit Delta Airlines nach Amerika geht. Als wir dann endlich in Atlanta landeten erster Schock: Es hat beinahe 10°C mehr als in Deutschland! 26°C am 1. April. Nachdem wir aus dem Flugzeug gestiegen sind, wurden wir von Angestellten des Flughafens in die richtige Richtung zur Einwanderbehörde geleitet. Die Strecke dauerte zu Fuß knapp zehn Minuten und war von ca. 8 Angestellten besetzt, welche uns immer mit „Welcome to America, Folks!“ oder „Howdy!“ begrüßten und uns den Weg zeigten.
An der Einwanderungsbehörde angelangt mussten wir kurz in der Schlange stehen und dann kamen die nächsten Sicherheitsfragen: „Wie viel Bargeld haben Sie dabei? Was machen sie in den USA? Zeigen Sie mir ihren Pass und das Formular für den Zoll.“ Nach dieser Hürde durften wir dann unsere Koffer am Band abholen und nach einer erneuten kleinen Zollkontrolle durften wir nun endlich unsere Füße auf den heiligen amerikanischen Boden setzen. Nach einer kurzen Abschiedsrunde ging es dann los Richtung Unterkunft.
Sandra (Meine Mitbewohnerin) drei andere der Gruppe und ich mussten erst einmal mit einem Shuttlebus zum Terminal von Marta. So heißt hier die Firma für den öffentlichen Nahverkehr. Im Bus hat ein netter amerikanischer Inder uns noch einmal erklärt, wie es genau zu unseren Zielen geht und hat sich dann spontan entschlossen uns den ganzen Weg zu begleiten. Er zeigte uns wie man sich Tickets für die Bahn kauft und wo die Linien abfahren. Zusammen fuhren wir mit der Red Line Richtung North Springs. Sandra und ich haben die zentralste Lage der Gruppe und sind bei der Station Midtown ausgestiegen. Jetzt aber endlich zur Wohnung!
Nach kurzem Überlegen, ob wir uns ein Taxi nehmen oder die guten zehn Minuten mit den Koffern zu Fuß laufen sollten, haben wir uns für das zweite entschieden und sind losgelaufen. Die Sonne hatte echt eine unglaubliche Kraft und mit den Übergangsjacken, die in Deutschland noch fast zu dünn für das dortige Wetter waren, gerieten wir schnell ins Schwitzen. An den Apartments der Georgia Tech University angelangt bekamen wir unsere Schlüssel und durften in unsere Wohnung. Wow. Wunderschön, groß und sauber. Wir hatten inzwischen 18:00 Uhr Ortszeit (6 Stunden weniger als in Deutschland) und wir wollten eigentlich nach dem 18 Stunden Trip nur noch entspannen.
Nach einer kurzen Verschnaufpause grummelten unsere Mägen. Aber der Kühlschrank war leer. Also erkundigten wir uns nach dem nächsten Supermarkt erkundigten und machten uns auf die Suche. Nach einer viertel Stunde erreichten wir einen Publix. Dort bestätigte sich erstmal ein Stereotyp: Alles in riesigen Verpackungen. Wir kauften eine Gallone (3,79 Liter) Orangensaft in einem Kanister und dann noch eine kleine Grundausstattung für die Küche. Nachdem wir die von einer Angestellten für uns in Tüten verpackten und Lebensmittel bezahlten ging es dann wieder auf den Weg ins Appartement. Dort angekommen haben wir uns noch etwas zum Essen gemacht und konnten dann endlich in unsere Betten fallen.
Philipp Kistner
Nur noch wenige Stunden bis zum Abflug
Noch ein letzter Vorbereitungsworkshop am 31. März in München, dann geht es los: Am frühen Dienstagmorgen starten die Azubis nach Atlanta. Hier berichten sie von ihren Erlebnissen und Eindrücken.