home is where your story begins…
… und meine Geschichte, die mich hier in die USA führte, begann im September 2015 bei der Aurubis AG in Hamburg. Hier absolviere ich, Anna-Lisa Wiechmann, seitdem meine Ausbildung zur Chemikantin und bin Vorsitzende der Jugend- und Auszubildendenvertretung. Jedoch hat mich das Fernweh nicht losgelassen, sodass ich auf der Suche nach einer Möglichkeit während meiner Ausbildung ins Ausland zu kommen auf die Joachim Herz Stiftung stieß.
Und nun bin ich hier – seit zwei Monaten bin ich in den USA und mache mein Auslandspraktikum bei der Firma Indulor in Graham, North Carolina. Aber zu meinem Praktikum an sich gibt es in einem anderen Blogeintrag später mehr.
Zunächst möchte ich euch einen kleinen Überblick zur Aurubis AG geben: Sie wurde 1886 als Norddeutsche Affinerie gegründet, produziert seit dem Jahr 1910 Kupfer auf der Peute in Hamburg-Veddel und beschäftigt mehr als 6.400 Mitarbeiter in über 20 Ländern weltweit. Jährlich werden etwa 1.140.000t Kupferprodukte hergestellt. Spezialisiert ist der Konzern auf Kupferprodukte (wie Rod & Ziehprodukte, Stranggusformate, Walzprodukte, Stangen & Profile und Kathoden), Edelmetalle (wie Gold und Silber), Schwefelsäure, Eisensilikate, Selen, Blei, Recycling und Schneidcenter. Die Aurubis AG ist weltweit der größte Kupferrecycler und in der Kupfererzeugung eines der führenden Unternehmen.
Es gibt über 35 Standorte der Aurubis weltweit und zwei davon liegen in den Vereinigten Staaten: Buffalo und Chicago. Aufgrund der Nähe zu North Carolina beschloss ich, dass ich gerne eine Besichtigung des Werkes in Buffalo unternehmen würde, um den Standort dort mit meinem Ausbildungsstandort in Hamburg zu vergleichen. Und so arrangierte ich mit der Unterstützung von Aurubis Hamburg, Aurubis Buffalo, Indulor und der Joachim Herz Stiftung eine Besichtigung des Werkes in Buffalo. Am 11. Mai 2017 ging es endlich los und ich flog nach Buffalo.

Das Aurubis-Schild im Eingangsbereich der Produktionshalle in Buffalo
Ich flog sehr früh morgens, um rechtzeitig bei der Aurubis in Buffalo anzukommen. Vor Ort wurde ich herzlichst von Jack Alonge, dem Personalleiter des Standortes in Buffalo, in Empfang genommen und wurde mit der benötigten Sicherheitskleidung für Besucher ausgestattet: Helm, Warnweste und Schutzbrille. Außerdem musste ich mich in die Besucherliste eintragen, die an einer Art „Schalter“ ausliegt und die vom Sicherheitspersonal überprüft wird. Die Arbeitssicherheit wird nämlich bei allen Standorten der Aurubis AG sehr ernst genommen und ist unser Steckenpferd! Im Eingangsbereich bekam ich zunächst von Jack die allgemeinen Informationen über den Standort Buffalo bevor wir einen Rundgang durch die Produktionshalle unternehmen würden. Hierbei lernte ich auch einige seiner Kollegen kennen und führte kurze, aber dennoch sehr interessante, Gespräche mit ihnen.

Luftaufnahme des Werkes
Hier in Buffalo werden hauptsächlich Kupfer- und Messingbänder produziert, die bei der Herstellung zahlreicher herkömmlicher Produkte, wie Dachkupfer und Messingschlauchtüllen zum Einsatz kommen.
Die Produkte, die hier produziert werden, werden an über 125 Kunden in 10 Ländern weltweit geliefert. Das Werk ist circa 102.193 m² groß, umfasst circa 29 Hektar und hat insgesamt 650 Mitarbeiter.

„Thank-You-Wall“
Direkt am Drehkreuz zur Produktionshalle befindet sich auf der linken Seite eine “Thank you”-Wand, auf der den Angehörigen von Mitarbeitern und den ehemaligen und aktiven Mitarbeitern gedankt wird, die in der Army beziehungsweise der Navy waren oder sind. Außerdem ist auf der rechten Seite der Wand noch eine Gedenktafel „Some Gave All“ für diejenigen, die im Einsatz gestorben sind. Die goldfarbenen Tafeln symbolisieren die Mitarbeiter der Aurubis Buffalo und die silberfarbenen stehen für die Angehörigen von Mitarbeiten. Diese Wand stellte schonmal einen Kulturunterschied dar, den ich persönlich sehr schön fand – hier können die Mitarbeiter des Standortes die Tafeln für sich oder ihre Angehörigen anfertigen – eine kleine Erinnerung beim Betreten oder Verlassen der Produktionshalle.
Nachdem ich meine ersten Fragen gestellt hatte, begannen wir mit dem Rundgang durch die Halle und kamen an den Lagerplätzen für das Einsatzmaterial, den unterschiedlichen Produktionsanlagen, den Walzvorrichtungen, den fertigen Bändern, am Schneidcenter sowie den Lagerplätzen für die zugeschnittenen Produkte vorbei. Jack erklärte mir ausführlich die verschiedenen Arbeitsschritte, die von der Anlieferung der Einsatzmaterialien bis zum fertigen Band bzw. Blech nötig sind.
Die Zusammenfassung hiervon sieht folgendermaßen aus:
(1) Lagernde Einsatzmaterialien
Im Lager der Produktionshalle sind unterschiedlichste Einsatzmaterialien zu finden. Diese werden je nach Bedarf (und nach einer Vorbehandlung) zum Ofen transportiert, wenn sie benötigt werden.
(2) Brennofen
Hier werden die Einsatzmaterialien aufgeschmolzen und für das Gießen vorbereitet. Hierfür sind hohe Temperaturen nötig – die Mitarbeiter tragen daher besondere Schutzkleidung: Gießerschürze, -handschuhe und ein beschichtetes Visier, das die Augen und das Gesicht schützt.
(3) Gießen

Gegossenene Barren
Beim Gießen wird das aufgeschlolzene Einsatzmaterial in eine große feuerfeste Form gegossen, abgekühlt und anschließend aus der Form entfernt. Hier in Buffalo werden rechteckige Barren gegossen.
Sobald eine Charge fertig ist, werden die Barren durch einen Zug zur Warmwalze befördert, da diese aufgrund ihrer Größe etwas weiter entfernt steht.
(4) Warmwalzen
Auf dieser riesigen Walze (die über die komplette Länge der Produktionshalle verläuft!) wird der noch immer warme Barren immer dünner gewalzt. So wird der Barren von circa 20cm Höhe auf circa 1,27 cm gewalzt. Um gleichmäßig zu walzen gibt es sogenannte Umwälzrollen. Hier in Buffalo verlaufen diese vertikal und über eine Höhe von 2-3 Stockwerken. Nach diesem Arbeitsschritt werden die entstandenden Bänder in einer anderen Walze weiterbearbeitet.
(5) Endwalzen
Auf dieser Walze werden die Bänder auf die gewünschte Dicke gewalzt und gleich „aufgerollt“. Diese Rollen werden dann ins Schneidcenter transportiert.
(5) Schneidcenter & Lagerung
Im Schneidcenter schlussendlich werden die Bänder auf verschiedene Breiten zugeschnitten – ganz wie der Kunde es wünscht.
Anschließend werden die fertigen Produkte gelagert, bis sie geliefert werden.
Ich habe mich sehr gefreut, dass ich unser Werk in Buffalo besuchen konnte. Ich wurde so herzlich dort empfangen und die Aufmachung des Werkes hat mich fast wie zuhause fühlen lassen! Ein schönes Gefühl, nachdem man über zwei Monate nicht mehr in seiner gewohnten Arbeitsumgebung gewesen ist. Vieles hier ist ähnlich wie in Hamburg, jedoch unterscheiden sich die speziellen Anlagen, da die Standorte verschiedene Schwerpunkte haben. Daher gab es für mich viel Neues zu erfahren und zu sehen. Jack hat sich viel Mühe gegeben mir alles zu erklären und so konnte ich schnell hinter die Abläufe im Werk blicken. Besonders beeindruckend fand ich die Dimensionen der Umwälzrollen für das Walzen der Bänder.
Ich möchte mich hiermit noch einmal ganz ganz herzlich für die Unterstützung, die Realisierung und die Durchführung dieser Besichtigung bei Aurubis Buffalo, Aurubis Hamburg, meiner Gastfirma Indulor, der Joachim Herz Stiftung und besonders bei Jack Alonge bedanken, der sich viel Zeit genommen hat, um mich bei den Vorbereitungen zu unterstützen, mir das Werk zu zeigen, alles zu erklären und jede meiner Fragen zu beantworten!
… und auch die Freizeit gehört geplant!
Im Anschluss an die Besichtigung bei der Aurubis hatte ich mir überlegt, dass ich das Wochenende, wo ich schon vor Ort war, auch nutzen wollte, um die Umgebung zu erkunden. So ging es weiter mit dem Mietwagen über die kanadische Grenze zu den Niagarafällen, die nachts sogar beleuchtet sind. Auch findet ein kleines Feuerwerk statt, was allerdings nicht allzu toll war, sondern eher dafür sorgte, dass der Rauch irgendwann die schönen Fälle überlagerte. Am nächsten Morgen ging es noch auf eine Bootstour und so konnte ich die Niagara Fälle aus nächster Nähe erleben, sogar spüren, denn auf der Bootstour wird man, so nah an den Fällen, doch ziemlich nass!
Danach ging es weiter nach Toronto, um die kanadische Kultur und Umgebung, wenn auch nur kurz, auch in der Großstadt zu erleben. Nach einer Besichtigung von Torontos Chinatown und verschiedenen anderen kleinen Zielen, gab es zum Mittag eine, so sagt man, „kanadische Spezialität“, die man als Beilage sogar bei jeder Fast-Foodkette bestellen konnte: Poutine. Klingt toll, schmeckt nicht schlecht, aber beinhaltet: Pommes vermischt mit halb geschmolzenen Käsestreifen und – jetzt kommt’s – Bratensoße! Das war auf jedenfall eine interessante Mahlzeit.
Aber direkt wieder zurück nach Buffalo zu fahren wäre ja viel zu einfach gewesen und so ging es noch nach Ohio und dort in den Freizeitpark “Cedar Point” bevor ich mich früh morgens am Sonntag wieder am Flughafen Buffalo in den Flieger Richtung Chapel Hill setzte, um am Montag wieder ausgeschlafen in meinen neuen Alltag hier starten zu können und meinen amerikanischen Kollegen von meinen Erlebnissen zu berichten!
Liebe Grüße aus North Carolina,
Eure Anna-Lisa