Am 12.03.2021 war es endlich soweit und unser virtuelles Programm in die USA startete. Da ein richtiges Auslandspraktikum zum aktuellen Zeitpunkt leider noch nicht möglich ist, ermöglicht uns die Joachim Herz Stiftung ein 6-wöchiges Online Programm, indem wir Azubis mehr über Amerika erfahren werden und uns mit dortigen Studenten und Unternehmern austauschen können. Wir sind ein 28-köpfiges Team, welches aus 18 Azubi Teilnehmer, 2 Azubi Teamleiter, Sabine Smith und 8 Peer Buddies besteht. In den nächsten Wochen werden wir uns jeden Freitagnachmittag treffen und verschiedene Themen bearbeiten.
Nachdem wir uns kurz vorstellt hatten und unsere Erwartungen und Ziele besprochen hatten, ging es los mit dem organisatorischen Ablauf des Programms. Durch vorherige Online Treffen kannten wir alle Mitstipendiaten schon, sodass es mittlerweile ein lockeres und offenes Verhältnis ist.
Nach einer kurzen Pause ging das Programm 15.30 Uhr richtig los und wir schalteten unsere Gehirne auf den englischen Modus. Denn Micheal Theissen-Jones gab uns einen fantastischen Überblick über die vielfältige und facettenreiche Stadt Atlanta. Der Direktor der Metro Atlanta Chamber erzählte uns etwas über die Region und gab uns Einblicke über Sehenswürdigkeiten, die dortige Filmindustrie und Infrastruktur. Wusstet ihr, dass der Flughafen in Atlanta der größte Passagier-Flughafen der Welt ist?? Wahnsinn. Nach dem spannenden Vortrag durften wir Herr Theissen-Jones Fragen stellen und uns über die Stadt austauschen. Danach ging es sofort weiter mit dem nächsten englischen Vortrag von Kevin Lister. Er ist ein Berater der Kompetenzinitiative GACC Süd und gibt uns Einblicke in die Bildungschancen in der USA. Das Spannende ist, dass die Amerikaner sich langsam an unserem dualen Berufsbildungssystem anpassen und es gerade ein Umdenken gibt. Auch Herr Lister haben wir mit Fragen durchlöchert, bevor wir uns alle in unser wohlverdientes Wochenende verabschiedet haben.


Micheal Theissen-Jones (links) & Kevin Lister (rechts)
13.03.2021 – 14.00 Uhr: Weiter geht’s mit dem Wochenende/ Willkommen im neuen Programm
Am Samstag ging die virtuelle Reise weiter. Wir haben uns wieder getroffen und über den vergangenen Tag gesprochen. Woran konnten wir uns erinnern? Was war das Beeindruckendste? Natürlich war der Flughafen von Atlanta einer der Aspekte, die uns am meisten in Erinnerung geblieben sind. Aufgrund des neuen virtuellen Programms nutzten wir die Methode „UNESCO Story Circle“, um uns in kleinen Gruppen besser kennen zu lernen. Diese Methode ist eine neue Kommunikationsstrategie, bei der wir gelernt haben, dass es wichtig ist, den anderen aufmerksam zuzuhören und ihn aussprechen zu lassen. Alle aus meiner Gruppe haben mit dieser Methode gut zusammengearbeitet. Im virtuellen Programm haben wir nicht wirklich die Möglichkeit, mit jedem alleine zu sprechen. Dieses Programm ist eher eine aktive Präsentation mit neuem Wissen, virtuellen Aktivitäten und Aufgaben, bei denen man sich selbst reflektieren oder mit anderen Mitgliedern zusammenarbeiten muss. Wir diskutierten auch über die Unterschiede zwischen Deutschland und Amerika, wie z.B. die Autos und deren Nutzung oder die Kulturunterschiede. Der letzte Punkt des Tages war die Analyse des Musikvideos „Welcome to Atlanta“ von Ludacris. Es ist interessant anhand eines Musikvideos mehr über den afro-amerikanischen Slang und Code-Switching zu erfahren. Code-Switching bedeutet, das zwei Sprachen oder zwei Dialekte miteinander kombiniert werden.
Alles in allem war der zweite Tag sehr informativ. Ich habe viel über andere Menschen, besonders über meine Gruppenmitglieder und die US-Kultur gelernt. Ich freue mich auf die nächsten Wochen und bin dankbar, dass ich noch die Chance habe, mehr über Amerika, die Menschen, das Essen und die Kultur erfahren zu dürfen. Dazu haben wir noch die Möglichkeit, einen KSU (Kennesaw State University in Georgia) Student zu treffen, den wir Peer Buddy nennen. Ich bin sehr gespannt wie das erste Treffen verlaufen wird und freue mich schon sehr darauf.


Am Freitag, dem 19. März, trafen wir uns dann zum dritten Mal, wie gewohnt online über Zoom. An diesem Tag starteten wir damit, die Erfahrungen, die wir mit unserem Peer-Buddy gemacht haben mit der restlichen Gruppe zu teilen. (Die Peer-Buddys sind Studenten aus den USA, mit denen wir uns einmal die Woche virtuell treffen dürfen. Mit diesem kann man dann auf Englisch über viele verschiedene Themen sprechen, aber vor allem unterhalten wir uns immer über die Unterschiede zwischen Deutschland und den USA.)
Dann begannen wir mit den Unterschieden zwischen den deutschen und den amerikanischen Charaktereigenschaften. Dabei ist uns aufgefallen, dass wir Deutschen oft ehrlicher und direkter sind und die Amerikaner meist freundlicher und höflicher.

Im Anschluss bekamen wir die Aufgabe, ein Haus und einen Baum zu malen. Wir wussten erst gar nicht, warum wir das machen sollten. Doch nachdem alle fertig waren und wir uns gegenseitig unsere Bilder gezeigt haben ist uns schnell aufgefallen, dass wir alle sehr ähnliche Vorstellungen davon hatten, wie ein Haus und ein Baum auszusehen haben. Jetzt war allen klar, was man uns dabei beibringen wollte, denn wir haben ja nur das gemalt, was wir kannten und wie es vielleicht bei uns ausschaut. Würde man das gleiche Spiel z.B. mit Menschen, die in einer wärmeren Gegend aufgewachsen sind, spielen, dann würden diese vielleicht eine Palme anstatt eines Laubbaums malen.
Als Nächstes ging es dann um Privilegien, die jeder von uns hat, die wir aber als selbstverständlich ansehen z.B. sauberes Wasser, das wir in Frieden aufwachsen dürfen,… Wir sollten uns anschließend in kleineren Gruppen Gedanken darüber machen. Dabei ist uns aufgefallen, dass es noch so viele Privilegien gibt, die wir gar nicht wertschätzen, aber zum Glück trotzdem jeden Tag erleben dürfen. Uns sollte immer bewusst sein, wie gut wir es doch haben und dass ein Großteil der Weltbevölkerung diese Privilegien nicht erleben darf!Besonders aufgefallen ist uns dabei, wie viele „unsichtbare“ Privilegien weiße Menschen haben, die Menschen mit einer dunkleren Hautfarbe nicht unbedingt haben z.B. dunkle Schminke oder Pflaster.
Nach einer 30-minütigen Erholungspause besuchte uns dann John Fluker. Dieser ist Präsident und CEO der deutschen Firma „Grenzebach“. Er ist Afro-Amerikaner und konnte uns so viele interessante Geschichten über Rassismus aus seinem eigenen Leben erzählen. Wir haben uns sehr gefreut, dass sich dieser so lange für uns Zeit genommen hat, vor allem da er in so einer Führungsposition in einem großen Unternehmen bestimmt wenig Zeit hat. Er war wirklich sehr nett, hat am Schluss alle unsere Fragen beantwortet und vor allem hat er uns sehr inspiriert!

John Fluker
Alles in allem war das ein aufregender, aber auch langer Nachmittag, an dem wir so viel lernen durften. Wir werden besonders versuchen, in Zukunft noch toleranter und weltoffener zu sein.